Erstes Wochenende und erste Praktikumswoche in Neuseeland

Da ich in Neuseeland ein zwölfwöchiges Praktikum mache, bevor ich mich erneut auf Reisen begebe, was letztendlich weniger spannend ist, beschreibe ich für‘s Erste nicht mehr jeden einzelnen Tag.

Mein Flieger erreichte Auckland mit Verspätung. Anschließend musste ich durch die ganzen Kontrollen, damit ich beispielsweise keine Samen ins Land bringe, die das Ökosystem schädigen könnten. Als das endlich geschafft war, wurde ich bereits von Laura erwartet. Sie ist die Tochter von Diana, bei der meine Schwägerin Daniela nach dem Abi als Au-pair tätig war und in deren Haus ich die nächste Zeit wohnen durfte. Mit zehn Jahren habe ich Diana, Laura und zwei weitere Kinder in London und im gleichen Jahr noch einmal in Deutschland getroffen. Damals war Laura 4 Jahre alt, nun ist sie 18…schon seltsam. Mit dem Auto ging es nach Whangarei, wobei wir noch Lauras Freundin Brooke aufgabelten. Normalerweise dauert die Fahrt etwa zwei Stunden aber an diesem Tag brauchten wir vier. So blieb viel Zeit zum Reden und ich erfuhr ich unter anderem, dass Whangarei die „Chlamydienhauptstadt“ Neuseelands sein soll. In Whangarei angekommen, wurden wir von Diana begrüßt und es gab Dinner. Bei der Gelegenheit durfte ich auch gleich eine Tasse vom Göttinger Weihnachtsmarkt aus dem Jahr 2000 benutzen, in dem die Familie Deutschland besucht hat…nicht gerade, was man im Schrank einer neuseeländischen Küche erwartet.

Das Wochenende verlief sehr entspannt. Ich hab zudem das Vorhandensein einer Waage genutzt und mit Freude festgestellt, dass ich nicht wie viele Backpacker zugelegt, sondern abgenommen habe. Die vielen Trips und Walks haben also Pommes und Schokolade übertrumpft! Ich fing aber schon wieder an, viel zu futtern ohne mich viel zu bewegen. Obwohl Whangarei viele Wassersportmöglichkeiten zu bieten hat, war das Wetter gerade weniger dafür geeignet. Nachdem es kurze Zeit zuvor bereits tagelang heftig gestürmt hatte, ging nun wieder damit los.

Am Montag stand mein erster Praktikumstag in einer Ambulanz, dem ‘Community Mental Health and Addiction Service‘ an, in dem auch Diana arbeitet. In den nächsten zwölf Wochen würde ich also die Psychologin Tanya und andere Mitarbeiter begleiten. Zunächst wunderten sich alle, dass ich keinen Kaffee trinke und beschlossen, mich daran gewöhnen zu müssen, denn Kaffeepausen scheinen hier sehr beliebt zu sein. Bereits am ersten Tag durfte ich an den Therapiesitzungen teilnehmen, begleitete aber bald auch andere Berufsgruppen, z.B. zu Hausbesuchen oder die Ergotherapeutin Clare zum Sport mit Kollegen und Klienten. Außerdem kam ich einige Tage später in den Genuss, die Maori-Tradition des powhirii mitzuerleben. Es handelte sich in diesem Fall um eine Art Begrüßung einer neuen Schwester (auch wenn diese keinen Maorihintergrund zu haben scheint). Sie wurde mit Reden (jeweils auf Maori und anschließend auf Englisch) und Maori-Liedern willkommen geheißen. Anschließend gab es Essen. Ähnliches fand in derselben Woche zur Verabschiedung eines anderen Mitarbeiters statt.

Dianas größte Sorgen schienen darin zu bestehen, dass ich nicht genug Proteine zu mir nehme und mich langweilen könnte (Letzteres ist in ihrer Gegenwart jedoch eher unwahrscheinlich). Wann immer es sich ergab, erzählte sie mir etwas über Neuseeland, die Maori-Kultur und darüber, wie sportfanatisch die Kiwis sind, insbesondere beim Rugby. Zudem zeigte sie mir die Butter Factory, in der Laura zeitweise jobbt und ihre Stammkneipe, die ich nicht ganz so schlimm empfand wie Diana es angekündigt hatte…eben eine Sportbar mit meist älteren und teilweise etwas fertig aussehenden Leuten. Außerdem traf ich Dianas Kumpel Greig und ein befreundetes deutsches Ehepaar: Psychiater und Psychologin…was für eine Kombi.

Mit Laura und ihrem Freund Matt sah ich mir außerdem die ‘Whangarei Falls‘ an. Dort und auch sonst habe ich über die Tage so viele Regenbogen gesehen, dass ich finde, das wahre Rainbow Beach befindet sich nicht in Australien, sondern hier (zumindest im Winter). Am gleichen Tag durfte ich auch mein erstes Rugbyspiel im Stadion miterleben. Wir kamen sogar kostenlos rein, weil Laura angab, wir arbeiten für den ‘Coffee Van‘, der auf dem Gelände stand und bei dem sie manchmal aushilft (tat sie dann auch). Später ging es zu einem anderen ihrer Kumpels mit hauseigener Bar.

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Ein unverhofftes Stückchen Heimat…

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Whangarei Falls

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…und nochmal

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Trotz Regenbogen habe ich an den Whangarei Falls kein Gold gefunden…

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Rugby im ‚Toll Stadium‘

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